Das Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg an der Binnenalster ist ohne Zweifel eines des schönsten Hotels in Hamburg. Von den Balkons der Alster-zugewandten Zimmer im 5. Obergeschoss hat man ein sagenhaftes Panorama, das von der Alster über den Rathausmarkt bis Richtung Hafen reicht.
Das Hotel, dass 1897 von seinem damaligen Besitzer Friedrich Haerlin aus einer Zwangsversteigerung gekauft wurde, hat eine bewegte Geschichte. Es überstand zwei Kriege, damit verbundene „Zweckentfremdung“, Verwüstung und kam aus jeder Krise gestärkter hervor. Es reiht sich heute in die Riege der führenden Luxushotels der Welt ein.
Dabei ist es immer hanseatisch-bodenständig geblieben. Protz und Prunk sind verpöhnt, Bodenständigkeit, Authentizität und Liebe zum Detail prägen seinen Stil und nirgendwo habe ich den Satz „Der Gast ist König“ so verinnerlicht gesehen, wie hier.
Für Frau Kännchen und mich war es ein ganz besonderes Highlight, hier zu wohnen – wann kommt man schon mal als Hamburger in den Genuss, in der Lieblingsstadt im Hotel zu nächtigen? Und dann auch noch im ersten Hotel am Platze seufz. Wir wären am Liebsten wach geblieben, um uns noch ein bisschen an der nächtlich beleuchteten Alster und Jungfernstieg zu ergötzen, hätten am Liebsten den Tag im bequemen Bett mit den vielen Kissen und seidenglatten Laken verbracht, ein bisschen in die Riesenglotze geguckt und uns zwischendurch mal einen Espresso an der zimmereigenen Kaffeemaschine gekocht.
Das Hotel verfügt über 9(!) Bars und Restaurants – von der kleinen Jahreszeiten Bar, in der die Barhocker stilecht mit Rolls-Royce-Sitzbezügen ausgestattet sind, über die gemütliche Condi Lounge bis hin zum Doc Cheng's im Untergeschoss, dass mit 14 Gault Millau Punkten dekoriert ist und ich mir am Liebsten sofort die grandiosen Lüster hätte einpacken lassen wollen.
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Sitzklassiker in der Jahreszeiten Bar |
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Schon früh besetzt und sogar Raucher dürfen: die Jahreszeiten Bar |
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Oberklassen-Küche unter traumhafter Beleuchtung im Doc Cheng's |
Herr Zimmermann, der Marketing & Sales Manager des Hotels, wurde nicht müde, uns zu versichern, dass er uns gern während unserer drei Tage Aufenthalt durch alle Restaurationen hindurch bewirtet hätte, aber unser Programm sah das (leider) nicht vor. Aber der kleine Snack in der Condi Lounge und das sagenhafte Frühstücksbuffet mit Blick auf die Alster haben wir dafür in vollen Zügen genossen.
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Kleine und große Snacks in der Condi Lounge |
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Frühstück mit Alsterblick auf dem „Heuboden“ des Condi Café |
Das Hotel wurde vor wenigen Jahren umfassend renoviert und wir durften sogar einen Blick in die große Küche werfen. Wo in vielen Hotels die Großküchen ein eher klägliches Dasein hinter den Kulissen fristen, wurde selbst hier viel Wert auf hanseatische Schönheit gelegt: die schwarzweiß gekachelten Wände, die schöne Beleuchtung und die großen Wanduhren sind eine Wucht!
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Schöner bekocht werden: sogar hinter den Kulissen sieht es lecker aus! |
Das Personal ist freundlich-unaufdringlich und liest einem jeden Wunsch von den Augen ab. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass immer jemand in meiner Nähe war. Ging die Aufzugtür mal nicht gleich auf, war sofort jemand zur Stelle. Hatte man Probleme mit dem Zimmerschlüssel (wie herrlich: hier gibt es noch richtige Schlüssel und keine doofen Karten!), stand schon wie aus dem Nichts eine helfende Hand zur Seite.
Ausnahmsweise wurde ich mal nicht mit großen Augen angesehen, als ich nach Kaffee mit Sojamilch fragte und für den Afternoon-Tea, den ich mir in einer unserer seltenen Pausen mit Frau Kännchen im gemütlichen Wohnzimmer mit Holzvertäfelung, plüschigen Sofas, dicken Kissen und knisterndem Kaminfeuer gönnte, durfte ich wählen zwischen laktosefreier Milch oder Sojamilch zum Tee. Dafür fiel die Wahl aus der Teekarte und den vielen Leckereien dazu viel schwerer.
Und überhaupt: von diesem Stündchen Teatime, dass so gediegen und englisch und kitschig und gepampert war, werde ich wohl noch lange zehren. Weiße gestärkte Servietten, Silberbesteck, Fine Bone China mit Hauswappen, klitzekleine Scones, luftig leicht mit Clotted Cream und der erdbeerigsten Marmelade, die es in diesem Universum gibt.
Und bitte, könnte nicht einer dieser freundlichen, rot bemantelten Herren am roten Teppich auch zu uns nach Hause kommen, sich um Auto, Gepäck und Einkaufstüten kümmern, während ich nur mein Handtäschchen ins Haus trage? Hach, was für ein Luxus...
Danke für dieses tolle Erlebnis!