Manchmal stelle ich mir vor, wie es wohl ohne Internet gewesen sein mag. Damals, vor langer langer Zeit. In Gedanken stelle ich mir unglaublich altmodische Menschen vor, die echte Briefe aus dem Briefkasten holen, sich mit echten Freunden trafen, die Rezepte ihrer Großmutter kochten und Abends im Sessel ein echtes Buch lasen.
All diese Dinge haben heute einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Neben den virtuellen Freunden, die ich täglich auf meinem Blog oder bei Facebook treffe, sind Treffen mit Freunden im echten Leben etwas ganz besonderes geworden. Und das sage ich auch aus der Perspektive heraus, dass ich eben selbständig zu Hause arbeite und nicht selbstverständlich jeden Tag Kollegen oder Freunde treffen kann. Ein echter Brief, von Hand geschrieben, erzeugt ein ungeahntes Glücksgefühl und neulich abends, als ich nach einem Rezept suchte, dass ich auf chefkoch.de nicht finden konnte, habe ich in längst vergessenen Kochbüchern geblättert. Einen stillen Seufzer konnte ich mir nicht verkneifen.
Informationen sind heutzutage nur einen Klick weit entfernt. Wollte ich früher etwas über ein bestimmtes Thema rausfinden, habe ich mir ein Buch gekauft. Oder ich bin in die Bücherei gegangen und habe mit steifem Nacken flickelig kleine Mikrofilme an schlecht beleuchteten Monitoren mehr oder weniger planlos durchkämmt, bis ich etwas passendes gefunden habe. Veranstaltungen in fremden Städten, über die nicht zufällig in einer Zeitschrift berichtet wurde, gingen an einem vorbei. Was auf der Welt passierte, las man in der Zeitung oder sah es abends gemeinsam auf dem Sofa in der Tagesschau. Wenn meine Eltern eingeladen waren und meine Mutter etwas zu Essen mitbringen sollte, hat sie entweder Schinkenhörnchen gebacken oder Rettichsalat gemacht. Bloß keine Experimente!
Das Leben heute geht eine andere Geschwindigkeit. Suche ich etwas, google ich danach. Egal was. Nahezu alles finde ich in diesem kleinen Kasten, der unter meinem Schreibtisch steht. Die anderen sind irgendwie auch immer da. Das geht dann so:
Mittags um 11.30 Uhr fällt mir ein, dass heute Nachmittag Klassenfest ist und ich noch was kochen/backen/besorgen/mitbringen muss. Ich habe keine Ahnung was. Schinkenhörnchen dauern zu lange, Zeit ist ohnehin Mangelware und Rettich? Ist wohl eher nicht die passende Jahreszeit und die passende Gegend für sowas. Also poste ich die Frage auf Facebook, bekomme innerhalb weniger Minuten Vorschläge, Links zu Rezepten und gleichzeitig wird die Frage diskutiert, ob nun Tiefkühlblätterteig oder aus der Kühltheke, ob nur Käse oder Käse und Schinken. Blätterteiggebäck mit Käse also.
Gesagt, getan.
Wenig später bin ich auf dem Weg zum Supermarkt, komme wieder, koche für den Mann – der heute ausnahmsweise mal einen Homeoffice-Tag einlegt – und mich ein Mittagessen und backe nebenbei Käse-Blätterteiggebäck. Mit nur Käse und mit dem Blätterteig aus der Kühltheke. Denn Zeit ist Mangelware, Auftauen dauert zu lange.
Nach dem Essen verpacke ich alles hübsch, denn hübsch ist wichtig. Schließlich muss ich noch ein Foto machen. Für die Facebook-Gemeinde. Weil ich schon mal dabei bin, stemple ich noch ein bisschen rum mit meinen neuen Stempeln, stanze, behänge, fotografiere.
Blogge.
Und eile zum Klassenfest.
Und das das Käsezeugs extrem lecker schmeckt, brauche ich wohl nicht extra zu sagen, oder?
Und da Zeit Mangelware ist in dieser Zeit, in der nur noch ein Termin den nächsten jagt, bin ich weg, bevor ich noch alles sagen konnte, was ich noch sagen wollte. Aber ich weiß ja, wo ich Sie treffen kann, nicht war?
Wenn es statt google dann noch die ecosia-Suchmaschine wäre, würde ich ein "gefällt mir" anklicken :-)
AntwortenLöschenWo gibts das rezept?? das sieht ja hammerlekker aus!!!
AntwortenLöschenhihi..das "Rezept" kann ich auch ;-)
AntwortenLöschen@Toki, das ist nämlich garkeines ...aber pssst!!!
Blätterteig aufmachen, ausstechen, aufs Backblech legen, Käse und Gewürze drüber, backen (lt Packungsanweisung) und
Fertig-lecker!!
Die Kunst an dem Ganzen ist es danach dann so schöööööön und exklusiv aussehen zu lassen und in Szene zu setzen wie die Liebe Frau HL ;-)
Liebe Grüße
Cat
wenn sie vielleicht noch so 1-2 fischlis hätten? \__/
AntwortenLöschenMmmh, die sehen wirklich lecker aus! Davon hätte ich auch gerne welche ;).
AntwortenLöschenLG Jessica
Schöner Blogpost! Und SO wahr! Ach ja, und in dieser Form würde ich auch so 1 - 2 Fischlis nehmen ;o)
AntwortenLöschenWahnsinn, ich habe diesen post wirklich mit Genuss gelesen. Du bringst es auf den Punkt und wenn dir danach ist: ich schicke gerne eine gute alte Postkarte ins schöne HH. lg Greta
AntwortenLöschentja, wie zutreffend und wahr - vor einigen jahren hätte bestimmt keiner gedacht, dass die technik das alles heutzutage ermöglicht und wer weiss, wohin die reise noch geht - vielleicht wird man in einigen jahren dann die gewünschte speise fertig aus der "virtuellen röhre" holen und nicht nur nach den rezepten suchen ;o)
AntwortenLöschenin diesem sinne ... es lebe die technik ;o)
<3
AntwortenLöschenSo schön geschrieben. Und so wahr. Bis nachher *gg*
LG, IneS.
Richtig schön zu lesen ... und so wahr ...
AntwortenLöschenEin schönes Klassenfest mit den leckeren und superaussehenden Fischlis.
Gruß, MOni
ja. ja. und ja. so ist es. heute. und das ist gut so.
AntwortenLöschenunvorstellbar, wie es "früher" war, ne`?
lg bine
Hat mir sehr gut gefallen dieser Post! Steckt ja so viel Wahrheit drin...
AntwortenLöschenLG, Bianca
Sehr schöner Post und sooo wahr! Geht mir ganz genauso, ich bin auch Homeworker ...
AntwortenLöschenDas ist im Grunde natürlich praktisch, aber durch die vielen Möglichkeiten, die die Technik bringt, wird die Zeit irgendwie auch immer weniger. So bin praktisch 16 Stunden immer erreichbar - Facebook, Skype, E-Mail lassen grüßen.
Andererseits bin ich eben durch diese Erreichbarkeit auch beim Arbeiten zuhause nie einsam :-)
Man muss nur die Grenzen finden, das ist das Schwierige. Ich habe mich in einem Artikel der Zeitschrift für Arbeitswissenschaft wiedergefunden - kurz gesagt, das dauernde Switchen ist anstrengend, vgl. hier:
http://www.grin.com/e-book/157013/regulationsbehinderungen-bei-der-teleheimarbeit-unter-beruecksichtigung
Liebe Grüße
Tanja
PS: Die Fische muss ich nachbacken!
Ich nutze noch recht viel "alte" Rezeptbücher, aber manchmal trauere ich der internetlosen Zeit wirklich nach. Irgendwie so ... für ein paar Wochen mal. Zeitreise. Weil ich es doch vermissen würde ....
AntwortenLöschenSo viel wahres drin in diesem Blog-Post!
AntwortenLöschenWobei ich die besten Rezepte immer noch in den alten Küchenkalendern meiner Mutter finde. Und mir immer mal wieder den "Luxus" (erschreckend, das Wort in diesem Zusammenhang) eines PC-freien Abends gönne. Mit Buch dann auf Sofa und meistens wird's dann noch später, als wenn ich am PC bin...
Genau das, was Du da so wunderschön ausformuliert hast, schwirrt mir seit Tagen im Kopf herum.
AntwortenLöschenHeimarbeit ist zwar ganz schön, aber ab und an fällt mir dann auf wie lange ich bereits nicht mehr mit einem "normalen Menschen" mehr gesprochen habe und wundere mich nicht mehr, dass ich so oft bei Facebook rumhänge.
Danke!
Wie recht Du nur hast, super schöner Blog Post. Und die Fischlies super geniale Idee. Werde ich mal ausprobieren. Ich wünsche Dir und Deiner Familie ein wunderschönes und entspannendes Wochenende. Herzliche Grüße Jenny
AntwortenLöschenschön geschrieben - und so wahr - aber ein Leben ohne Internet ist für mich mittlerweile wirklich undenkbar - andererseits: früher waren wir ohne ja eigentlich auch zufrieden. ;-)
AntwortenLöschenIch weiß aber, dass ich viele, viele nette und interessante menschen ohne www. nie kennen gelernt hätte.
lg
susanne
:o) rate was ich dank Deiner Snack-Inspiration nach dem Feierabend noch im Supermarkt gekauft habe Xo) *njam njam* Herzlichen Dank auch im Namen meines Liebsten *ggg* Manchmal erschreckt mich die schnelllebigkeit unserer Zeit. Eins meiner derzeitigen Lieblingsworte ist "entschleunigen". Aber dann lese ich so einen Post wie den Deinen und bin überglücklich das ich durch das www erst on- und manchmal sogar offline so viele tolle Menschen kennengelernt habe :o) Ein schönes WE
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Nina
In den Neunzigern habe ich in einer WG gelebt, einer der Mitbewohner hatte so ein Teil da wurde das Telefon an seinen Computer "angeschlossen" (sowas hatte der!!) und der "telefonierte" dann mit dem Internet;-)... das fand ich damals sehr skuril...ach ja und Handys hatten auch nur ganz coole/wichtige Leute... ich also nicht;-(
AntwortenLöschenHast du vielleicht einen Ausstecher in Fußform?
AntwortenLöschenErgibt köstliche Käsefüße...
LG -osch-
Selbstgemachte Fischlis sind ja wohl mal der Hammer! Aus sowas wär ich jetzt ohne das Internet im Leben nicht gekommen! ;o))
AntwortenLöschen"Auf" muss es natürlich heißen...*lach*
AntwortenLöschenohhhh leckaa..und super schöner post ;)
AntwortenLöschenMich interessieren die Stempel. Hast Du Dir ein Alphabet machen lassen, oder was?! Toll!
AntwortenLöschenLieben Gruß von hier nach da von der altmodischen Mensch-Frau die sich auch mal wieder voll retro in echt treffen würde :-)
Hannah
Liebe Frau Anonym, ich steh ja total auf retro – das wissen Sie ja. Vielleicht sollten wir uns erst mal total analog per Postkarte verabreden? Hach :-)!
AntwortenLöschenUnd die Stempel gibt's fix und fertig bei Peppauf. Frau Hamburger Liebe hatte mal was zu sagen ;-).
Rauchzeichen wären doch auch hübsch so als Kommunikationsmittel...
AntwortenLöschen:-)
Hannah
Lecker, poste doch mal das rezept, welcher kaese zb? einfach drueberreiben???
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